Zur LokalDirekt-Podiumsdiskussion der Bürgermeisterkandidaten in Schalksmühle kamen am Dienstag, 2. September, rund 100 interessierte Zuhörer in den großen Saal des Rathauses. Wer eine lautstarke Auseinandersetzung zwischen den Bürgermeisterkandidaten erwartet hatte, der wurde enttäuscht. Die Bewerber um das höchste Amt der Gemeinde begegneten sich sachlich, mit Respekt und auf Augenhöhe.

Die vier Bürgermeisterkandidaten Roman Bossart (UWG), Hajo Kapfer (SPD), André Krause (CDU) und Christian Breddermann (parteilos) standen den LokalDirekt-Moderatoren Marlene Herold und Gian Luca Castrale Rede und Antwort. Außerdem vertraten Jan Schriever (FDP) und Denise Brilla (Bündnis 90/die Grünen) ihre Parteien, die für Sitze für ihre Fraktionen im Rat warben. Die gesamte Podiumsdiskussion kann nachträglich im Video angeschaut werden. Einen Link stellen wir am Donnerstag, 4. September, bereit.

Nach einer kurzen Vorstellungsrunde der Kandidaten ging es im Einzelnen um Fragen zu Haushalt und Finanzen, Steuererhöhungen oder -senkungen, Wirtschaft und Gewerbe, Innenstadt und Ortsentwicklung, zur geplanten Multifunktionshalle, Klima, Energie und Umwelt, Mobilität und den ÖPNV, Wohnen und Baugebiete sowie Gesundheit und ärztliche Versorgung.

Bei den meisten Themen herrschte unter den Diskussionsteilnehmern größtenteils Einigkeit. Die meisten Kontroversen gab es bei der Innenstadtgestaltung und hier speziell beim Thema Hotel zur Post – Wintergarten sofort oder später – und bei der Frage zur Mehrzwecksporthalle.

Zurückstellung des Wintergartens im Hotel zur Post löst erste Diskussionen aus

Dass die Belebung der Innenstadt wichtig ist, betont Roman Bossart. „Das Hotel zur Post ist dabei ein Erfolgsgarant“, sagt er. Aber er vertrat auch die Meinung, dass es richtig war, den Wintergarten erst einmal nur zu planen. "Das Geld dafür ist eingestellt, aber aktuell sparen wir es noch“, sagte er. Eine Aussage, die Christian Breddermann gleich einmal hinterfragen musste: „Was genau heißt das jetzt?“, wollte er wissen. "Wird der Wintergarten nun realisiert, oder nicht?“

Bossart bestätigte, dass das Thema Wintergarten aktuell definitiv zurückgestellt sei. „Wir verzichten im Moment darauf, da man ihn jederzeit nachrüsten könnte.“ Eine Entscheidung, die Breddermann bedauert. „Bei einer Gesamtinvestition von 2,1 Millionen Euro ist es eine fatale Fehlentscheidung, die marginalen 300.000 Euro für den Wintergarten nicht gleich zu investieren. Es wurde eine Chance verpasst, das Gebäude auf einen Schlag interessant zu machen“, ist er sich sicher. Gerade für einen zukünftigen Pächter sei ein solcher Raum extrem wichtig für Hochzeiten, Weihnachtsfeiern und andere größere Gesellschaften. „Es ist unwahrscheinlich, dass wir in den nächsten Jahren so viel besser dastehen, um dann zu investieren.“

Roman Bossart wünschte sich, dass solche festen Meinungen, auch im Gemeinderat vorgetragen würden. „Die Mittel sind jetzt gesperrt“, sagt er und warnt in diesem Bezug, den Begriff „sparen“ zu nutzen. „Denn das tun wir nicht. Wir haben das aktuell nur aus der Investition rausgenommen, um es später zu investieren. Es gehört zur Demokratie, einen Beschluss anzuerkennen, wenn er so gefasst wurde.“

Jan Schriever unterstützt die Meinung von Breddermann. „Den Bau des Wintergartens nach hinten zu verschieben, macht es tendenziell nicht günstiger. Wirtschaftlich war das auf jeden Fall die falsche Entscheidung.“

Unkraut hindert nicht am Einkaufen

Denise Brilla konnte dazu nichts ergänzen, hatte aber einen weiteren Punkt für die Innenstadtentwicklung vorzubringen. „Wir müssen mit Blick auf die immer heißer werdenden Sommermonate einen vernünftigen Hitzeschutz anbieten. Das heißt im Mehrgenerationenpark, auf dem Rathausplatz und vor dem Hotel zur Post: Mehr Pflanzen, mehr Schattenspender. Das ist ein Punkt, den wir direkt zum Start angehen würden.“

Breddermann und Kapfer sehen diesen Punkt ebenfalls. Bossard ergänzte auch noch: „Um in der Stadt eine Wohlfühlatmosphäre zu schaffen, müssen wir auch die Verschmutzungen und Vermüllungen auf dem Bürgersteig sehen. Das bedeutet aber auch, darauf zu achten, dass Grundbesitz verpflichtet. Die Bürger können hier nicht immer auf die Verwaltung gucken, sondern jeder muss vor der eigenen Tür auf Ordnung achten.“

Ein Punkt, dem André Krause nicht ganz zustimmen konnte: „Ein paar Blumen beleben den Ortskern nicht. Sicher ist das Thema Sauberkeit ein Problem, aber Unkraut hindert nicht am Einkaufen. Dazu benötigen wir für Geschäftsinhaber Starthilfen, wie die Reduzierung von Mietzahlungen. Hier müssen wir sehen, wie man den Leerstandsmanager fördern kann.

Multifunktionshalle nur für Sport oder auch für Kultur

Ähnliche Meinungsunterschiede gab es im späteren Diskussionspunkt „Multifunktionshalle“. Soll es nun eine reine Sporthalle werden oder soll sie auch für andere Veranstaltungen nutzbar sein? „Uns fehlt eine Halle für Veranstaltungen mit 300 bis 700 Gästen“, stellt Christian Breddermann fest. „Wenn wir sowas auf Schalksmühler Gebiet hätten, wäre das ein echter Vorteil“, meinte er und dachte auch gleich weiter, die Halle um Gastronomie und ein Hotel auszuweiten. „Dabei muss man auch mal über den Tellerrand schauen."

Eine Idee, der André Krause gleich die Frage entgegenstellt, wo denn der Standort für ein solches Projekt sein solle. „Politik beginnt mit dem Erkennen des Machbaren“, betonte er und erinnerte daran, dass beschlossen sei, eine drittligataugliche Halle zu bauen. „In dieser Multifunktionshalle muss es möglich sein, für alle Vereine und den Schulsport Trainingszeiten zu generieren."

Hier gab es einen der wenigen Widersprüche des Abends mit dem Argument von Jan Schriever: „Nur weil man sich etwas nicht vorstellen kann, muss man es ja nicht gleich streichen. Es ist doch gut, darüber nachzudenken, wo wir noch anknüpfen können. Lasst uns uns zusammensetzen und die Chance nutzen, was Schönes draus zu machen. Wenn wir es machen, machen wir es richtig.“

Zuschauerfragen

Passend zur Podiumsdiskussion kamen auch die Zuschauer zu Wort und konnten ihre Fragen direkt an die Bürgermeisterkandidaten stellen. Dabei ging es um das Wahlversprechen der FDP, um Lärm- und Geschwindigkeitsprobleme auf der Worthstraße, einen Drogeriemarkt für Schalksmühle, Verkehrsanbindungen und neues Bauland.

Bei den meisten dieser Fragen konnten alle Kandidaten nur darauf verweisen, die Problematik an die Polizei oder die Deutsche Bahn weiterzugeben. Die umfangreichsten und vielleicht befriedigendsten Antworten kamen zum Thema Bauland. Bossard möchte dazu das Baulückenkataster besser zugänglich machen, Krause plädiert für neue Wohnbaugebiete und Kapfer dafür, die Randgebiete mit wenigen weiteren Häusern zu erweitern.

Ein Besucher warnte davor, auf die allgemeine Verbesserung der Wirtschaft zu setzen. „Wo kann die Stadt eigene Impulse setzen?“, wollte er wissen. Dazu hatte jeder der Kandidaten eigene Ideen. Bossart denkt dabei an einen Strauß von Maßnahmen, bei dem es nicht nur darum geht, Eltern in Arbeit zu bringen, sondern auch entsprechend Versorgung für die Kinder zu gewährleisten. Schriever möchte mehr Freiheiten für Unternehmen und mehr Fokus auf Elektrifizierung. Breddermann ist überzeugt, dass mehrere Baustellen gleichzeitig mit modernen Ansätzen bedient werden müssen.

Erkennen des Machbaren oder über den Tellerrand schauen

Strikt verwalten oder mutig gestalten? Das war die Frage, die die Bürgermeisterkandidaten zum Schluss beantworten sollten. „Wie würden Sie die Verwaltung unter Ihrer Verantwortung gestalten?“ Die Antworten unterschieden sich dabei kaum, aber als Zusammenfassung des Abends hier die Aussagen:

Christian Breddermann: Ich möchte mit Bürgern ins Gespräch kommen und die besten Argumente zählen lassen. Ich sehe mich als Moderator und Manager, der durchaus eigene Ideen einbringt.

André Krause: Ich sehe mich als Gestalter und bringe auch Erfahrung mit. Wir sind in einer kleinen Kommune. Als Bürgermeister muss man verwaltungstechnisch auch anpacken. Da kann man sich nicht auf das Gestalterische fokussieren, sondern muss die Ärmel hochkrempeln.

Hajo Kapfer: Ein Bürgermeister muss auch verwalten. Ich habe mir den Slogan gegeben: Schalksmühle mit Herz und Augenmaß verwalten. Ich befürchte, dass der Großteil im Verwalten liegen wird. Die Gestaltung kommt erst, wenn die Verwaltung fertig ist.

Roman Bossart: Als zukünftiger Bürgermeister wäre ich Chef von 120 Mitarbeitern. Durch meine berufliche Erfahrung sehe ich mich gut geeignet, so zu agieren, um ein funktionierendes Rathaus zu leiten. Ich möchte mit dem Team zusammen Ideen gestalten und suchen, immer Kompromisse und Mehrheiten finden. Denn ein Bürgermeister kann – zum Glück – nicht allein entscheiden.