Sind die Kinder bei Wind und Wetter draußen - auch im Winter? Eine der Fragen, die am meisten gestellt wurde. Aber auch das Thema Essen beschäftigte die Eltern. Beim Tag der offenen Tür des Waldkindergartens Wiblingwerde wurden all diese und noch viele weitere Fragen beantwortet.

"Das Thema Kindergarten beschäftigt Eltern sehr. Das sieht man schon daran, dass heute einige hier sind, wo das Baby noch gar nicht auf der Welt ist", erzählt Marina Hoheisel, Leiterin des Waldkindergartens. Das Konzept Waldkindergarten klinge für viele interessant. Manch einer mache sich jedoch schon Sorgen um die Wetterfestigkeit der Kleinen. "Wir sind fast immer draußen. Also normaler Regen oder Schnee halten uns auf keinen Fall ab. Nur bei Sturm oder Gewitter sind wir in unserem Schutzraum", erklärt Hoheisel. Auch bei extremer Kälte würde dieser genutzt, beispielsweise um dort zu essen oder für ein kreatives Angebot. Die Kinder störe es nicht, bei Wind und Wetter draußen zu sein. Sie können im Wald ihren natürlichen Bewegungsdrang frei ausleben. Dabei werde durch die natürlichen Gegebenheiten die Psychomotorik intensiv gefördert. Ganz nebenbei werde auch noch das Immunsystem der Kleinen gestärkt. Der Aufenthalt in der Natur wirke sich nachweislich positiv auf die körperliche, geistige und seelische Gesundheit aus.

Das Konzept des Waldkindergartens beruht auf der ganzheitlichen Waldkindergartenpädagogik. Seit 1998 betreut die Elterninitiative rund 20 Kinder zwischen drei und sechs Jahren. Der Wald ist seither ein Lern- und Entwicklungsraum für die Kinder. Die Erzieherinnen legen viel Wert darauf, dass die Kinder wissen, wo sie spielen. Täglich beschäftigen sie sich mit den Kindern mit den Themen Wald, Tiere und Pflanzen. Das führe ganz spielerisch zu einer intensiven sprachlichen Auseinandersetzung mit der Natur. Außerdem entwickelten die Kinder so Respekt und natürliche Achtung vor dem Leben. Die Vielfalt des Waldes und die Beschäftigung mit nicht vorgefertigtem Spielmaterial rege zudem die Fantasie und die Kreativität an.

Aber der Waldkindergarten ist nicht spielzeugfrei. Im großen Sandkasten auf dem Kindergartengelände kommen auch Bagger, Lkw und Schippen zum Einsatz. In der Matschküche kann gekocht werden und im Weiden-Tipi verstecken gespielt werden.

Aufgrund der besonderen Begebenheiten gibt es im Waldkindergarten keine U3-Betreuung. Es fehle dafür unter anderem ein Schlafraum. Und auch die täglichen Ausflüge in den Wald seinen in dieser Form mit so kleinen Kindern kaum machbar. Derweil gibt es immer mehr U3-Plätze in der Gemeinde. Viele Eltern stecken daher in einem Dilemma. Wenn sie die Zusage für einen U3-Platz bekommen, schlagen viele Eltern zu. "Das ist schon ein Problem für uns. Viele haben Angst, keinen Platz zu bekommen und nehmen dann lieber den Platz, den sie sicher haben. Auch wenn sie ihr Kind eigentlich gerne erst später in den Kindergarten schicken würden. Aber wir können auch keine Platzgarantien im Vorfeld geben", erklärt Marina Hoheisel.

Auch bei Schnee und Eis geht es im Waldkindergarten den ganzen Tag raus.
Foto: Machelett

Erst nach Anmeldeschluss für das jeweilige Kindergartenjahr geht es an die Vergabe - das ist in der gesamten Gemeinde so geregelt. Man muss sein Kind also nicht Jahre im Voraus anmelden. "Dennoch müssen wir uns keine Sorgen machen. Wir haben immer noch mehr Anmeldungen als Plätze", sagt Marina Hoheisel.

Der Waldkindergarten ist eine Elterninitiative. Was das bedeutet, erklärten die Vorsitzende Vanessa Grüber und Tina Wolfers aus dem Elternbeirat. Unter anderem muss jede Familie pro Kindergartenjahr zwölf Arbeitsstunden leisten. Da könne jeder seine individuellen Stärken einbringen. Wer handwerkliches Geschick hat, repariert Spielzeug oder baut am Haus. Gärtnerarbeiten gibt es auch viele. Aber auch Waffelverkäufe für die Vereinskasse oder administrative Aufgaben gilt es zu erledigen. Denn die Eltern sind für das Gebäude und das Gelände verantwortlich.