Gänsehautatmosphäre in Balve: Für das Märkische Jugendsinfonieorchester ist ein großer Wunsch in Erfüllung gegangen. Zum 50. Geburtstag des Märkischen Kreises begeisterte das Ensemble um Dirigent Thomas Grote viele Hundert Zuschauer an zwei Tagen in der Balver Höhle.
Mit zwei festlichen Konzerten hat das Märkische Sinfonieorchester (MJO) sich einen lang gehegten Traum erfüllt. Das Ensemble um Dirigent Thomas Grote begeisterte am Samstag, 6. September, und Sonntag, 7. September, nach langer Zeit wieder in der Balver Höhle. Viel Applaus gab es von den Zuschauern, darunter die Partnerdelegationen aus Wrexham (Wales), Waterford (Irland), Ratibor (Polen) und Elbe-Elster (Brandenberg). Neben den internationalen Gästen waren auch zahlreiche heimische Persönlichkeiten vor Ort – darunter heimische Abgeordnete, Bürgermeister der kreisangehörigen Städte und Gemeinden, Mitglieder des Kreistages, die ehemaligen Landräte Aloys Steppuhn und Thomas Gemke sowie Vertreter aus Verwaltung, Vereinen und Institutionen. Gemeinsam mit zahlreichen Bürgern feierten sie den 50. Geburtstag des Märkischen Kreises.
Bei einem Festakt im Kulturhaus in Lüdenscheid stand Anfang Juli in einer ersten Veranstaltung das gesellschaftliche und ehrenamtliche Engagement der Institutionen, Vereine und Bürger bei einem Podiumsgespräch und ausgewählten Präsentationsständen im Vordergrund. Mit der zweiten Veranstaltung im Rahmen des Jubiläumsjahres wurde mit einem historischen Vortrag und dem Festkonzert die kulturelle sowie geschichtliche Verbundenheit angemessen gewürdigt.

Bevor das Konzerterlebnis startete, ergriff Landrat Marco Voge zur Begrüßung das Wort: „Herzlichen Glückwunsch, Märkischer Kreis. Auf die nächsten 50 Jahre! 408.000 Menschen – das klingt nach einer schlichten Zahl, ist aber eigentlich ein großes Orchester voller Geschichten und Möglichkeiten. Jeder spielt zwar seine eigene Melodie, aber zusammen ergibt das ein tolles Konzert“, sagte Voge und ergänzte: „Apropos Orchester: Für die musikalische Gestaltung brauchen wir keine Künstler aus Wien oder New York. Das können wir selbst – und zwar ganz hervorragend. Dass die jungen Musikerinnen und Musiker des MJO hier spielen, freut mich ganz besonders. Unsere Nachwuchstalente hatten sich seit langem gewünscht, einmal wieder in dieser besonderen Atmosphäre auftreten zu dürfen. Überzeugen Sie sich selbst, mit welcher Begeisterung und Qualität hier musiziert wird.“
In diesem Zusammenhang dankte der Landrat neben dem MJO unter der Leitung von Thomas Grote unter anderem auch der Schützenbruderschaft St. Sebastian Balve. Der Kreis habe seit zweieinhalb Jahren im engen Austausch mit den Schützen gestanden. Voge: „Es war ein glücklicher Umstand, dass die Höhle an diesem Termin frei war.“
Historischer Rückblick auf die Kreisgründung
Vor dem MJO-Konzert trat Kreisarchivarin Dr. Christiane Todrowski ans Rednerpult. Mit einem kurzweiligen Vortrag beleuchtete sie die Entstehung des Märkischen Kreises im Zuge der kommunalen Gebietsreform von 1975.
Schon ihr Einstieg weckte die Neugier der Zuhörer: „Von dem preußischen Monarchen Friedrich Wilhelm I – besser bekannt unter seinem Beinamen ‚Soldatenkönig‘ – sind zahlreiche skurrile Anekdoten überliefert. Eine von ihnen erzählt, wie sich der König bei Spaziergängen durch Berlin darüber wundert, dass seine Untertanen vor ihm weglaufen, sobald sie ihn sehen. Schließlich wird es ihm zu bunt, er packt sich den Nächstbesten und fragt ihn, warum er vor ihm flüchten wollte. `Weil wir Sie fürchten, Majestät`, antwortet der verängstigte Mann. Daraufhin kriegt Friedrich Wilhelm einen seiner berüchtigten Wutanfälle, prügelt mit dem Krückstock auf den Mann ein und schreit dabei die ganze Zeit ‚Lieben sollt ihr mich, Kanaillen, lieben‘.“
Gelächter und Raunen in der Balver Höhle.

Warum sie mit dieser Erzählung gestartet sei? „Ein kluges Zitat oder ein drolliges Histörchen eignen sich zwar immer gut zum Einstieg in einen Vortrag – in diesem Fall geht es mir aber um die simple Botschaft: Liebe kann man nicht erzwingen. Weder zu einer Person noch zu einer Institution“, sagte Dr. Christiane Todrowski.
Sie erinnerte daran, dass der Zusammenschluss der ehemaligen Kreise und Städte keineswegs eine „Liebesheirat“ gewesen sei, sondern eher einer Vernunftehe glich. „Aber Vernunftehen sind bekanntlich nicht die schlechteste Entscheidung: Sie halten länger. Der Märkische Kreis könnte in diesem Jahr quasi seine Goldene Hochzeit feiern, weil er auf gegenseitiger Wertschätzung und Respekt basiert“, so Dr. Todrowski.
Die Kreisarchivarin zeigte auf, wie kontrovers die Gebietsreform damals diskutiert wurde, wie schwer sich manche Regionen mit dem Verlust ihrer Eigenständigkeit taten – und wie es dennoch gelungen sei, über die Jahrzehnte gemeinsame Strukturen und Identität aufzubauen. „Die damals geschlagenen Wunden sind mittlerweile verharscht, aber mitnichten geheilt“, sagte Todrowski, „doch das Wir-Gefühl ist über die Jahre gewachsen – nicht zuletzt durch kulturelle Angebote, gemeinsame Projekte und das Miteinander im Alltag.“ Die Historikerin zählte unter anderem Schulferienaktionen an der Luisenhütte in Balve-Wocklum, Formate wie das BandCamp, Luise heizt ein oder Anno Tuck in Altena auf. Veranstaltungen, die jedes Jahr zahlreiche Besucher begeistern und ins Kreisgebiet locken – „und die ausschließlich als Veranstaltungen des Märkischen Kreises wahrgenommen werden."
Musik als verbindendes Element
Anschließend stand der Abend dann ganz im Zeichen des Märkischen Jugendsinfonieorchesters (MJO). Unter der Leitung von Thomas Grote und mit Sängerin Theresa Klose präsentierten die jungen Musiker ein abwechslungsreiches Programm und bewiesen einmal mehr, dass sie ein kulturelles Aushängeschild des Märkischen Kreises waren, sind – und die nächsten Jahrzehnte bleiben.